Der Friedhof im ehem. Befestigungsgraben am Hachtor


Die jüdische Begräbnisstätte in Rüthen ist als solche der älteste, original erhalten gebliebene Friedhof in Westfalen. 1625 wurde den ortsansässigen Juden durch die Stadt Rüthen der Befestigungsgraben am Rand der nördlichen Stadtmauer, östlich des Hachtores als dauerhafter Bestattungsbereich für ihre Verstorbenen überlassen, nachdem dort schon in früheren Zeiten (vermutlich seit dem Spätmittelalter) vereinzelt jüdische Grabstätten angelegt worden waren. Hinweise auf älteres jüdisches Leben in Rüthen ergeben sich aus Schriftquellen der Jahre 1447 u. 1279. Eine kontinuierliche jüdische Ansiedlung in der Stadt Rüthen erfolgte seit 1587. Die jüdische Gemeinde wurde 1942 durch die Nazis vernichtet.

 Das vom Rat der Stadt Rüthen 1625 verliehene nachhaltige Bestattungsrecht im dortigen „Judenhagen“ - so die älteste Bezeichnung des jüdisches Friedhofes am Hachtor - galt ab dem Jahr 1700 zusätzlich für die seitdem auch im Stadtdorf Altenrüthen nachweisbaren Juden. Die letzte Grabstätte wurde 1958 angelegt, seither ist dieser Friedhof nach jüdischem Kultus als verwaist bzw. geschlossen anzusehen.

Die hier noch sichtbare, äußerst seltene originale Topografie eines aus dem urbanen Mittelalter überkommenen jüdischen Friedhofes macht diesen Begräbnisplatz zu einem westfälischen Kulturdenkmal von überregionaler Bedeutung.

Als erste Kommune in Nordrhein-Westfalen hat die Stadt Rüthen 2009 in Zusammenarbeit mit dem Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte in Duisburg die wissenschaftliche Verzeichnung und Erschließung der auf einer Gesamtfläche von 1821 qm von mehr als 200 Grabstätten übrig gebliebenen 80 Grabsteine mit dem Ziel ihrer digitalen Edition vornehmen lassen. Die Institutsmitarbeiterin Nathanja Hüttenmeister M.A. hat die Inschriften mit ihrer ornamentalen Symbolik übersetzt u. gedeutet sowie die sepulkralkulturelle Entwicklung des Begräbnisplatzes erläutert. Die dabei ebenfalls von ihr erstellten biografischen und genealogischen Forschungsergebnisse können auf Grund der Transparenz und Flexibilität der gewählten digitalen Editionstechnik auch in Zukunft unproblematisch ergänzt, erweitert und evtl. korrigiert werden. Diesbezügliche Hinweise u. Informationen nimmt das Stadtarchiv Rüthen (stadtarchiv(at)ruethen.de) gern entgegen.

Link zur Homepage Steinheim-Institut

 

Der Friedhof Im Rosengarten in Oestereiden

Der jüdische Begräbnisplatz in Oestereiden befindet sich in Nähe der Straßenkreuzung Im Rosengarten und Ringer Straße. Seine Entstehung ist in Zusammenhang zu bringen mit der Ersterwähnung jüdischen Lebens in Oestereiden im Jahr 1700. Er stand zudem – im Gegensatz zum jüdischen Friedhof in Rüthen – auch den verstorbenen Juden aus den anderen Dörfern des damaligen Gogerichts Rüthen, so aus Langenstraße, Heddinghausen u. Effeln, als letzte Ruhestätte zur Verfügung. Das ursprüngliche Friedhofsgrundstück blieb stets im Eigentum der Zivilgemeinde Oestereiden, heute der Stadt Rüthen als deren Rechtsnachfolger.

Die noch vorhandenen 4 Grabsteine auf einer mit einem Zaun umfassten Rasenfläche von  ca. 50 qm sind die einzig übergebliebenen Relikte der sicher ehemals zahlreicheren Grabstätten auf dem früher 745 qm großen Friedhofsareal. Die wissenschaftliche  Bestandsaufnahme u. Erschließung und deren digitale Edtion erfolgte zeitgleich im Zusammenhang mit den Forschungsarbeiten zum jüdischen Friedhof in Rüthen (s.o.).

Link zur Homepage Steinheim-Institut

 

Zur Beachtung:

Um die Totenruhe zu wahren und die Würde der beiden geschlossenen jüdischen Friedhöfe zu achten, ist eine Besichtigung der Grabstätten nur von der Umzäunung her möglich.

Weitere Auskünfte: Stadtarchiv Rüthen, Hachtorstr. 24, 59602 Rüthen;
Tel.: 02952/89140

E-Mail: stadtarchiv(at)ruethen.de